Obwohl an der Entwicklung und Umsetzung des weltersten Autoradios natürlich zahlreiche Techniker und Ingenieure beteiligt waren, gilt der Amerikaner Paul Vincent Galvin als der alleinige Erfinder des Geräts.
Er ist außerdem einer der beiden Gründer der Telekommunikationsfirma Motorola, die heute international als eines der führenden Unternehmen im Bereich der Kommunikationstechnik gilt.
Galvin wurde am 27. Juni 1895 in Harvard, einer Stadt in Illinois, geboren. Nach seinem Schulabschluss verpflichtete er sich in seinem Heimatort während des ersten Weltkriegs als Soldat, bevor er nach Chicago zog um dort das Illinois Institute of Technology, eine Universität mit Schwerpunkt auf Ingenieurwesen und Architektur, zu besuchen. Während seiner Studienzeit war er aktives Mitglied einiger Verbindungen, bevor er seinen Abschluss machte und für einige Jahre nach Marshfield, Wisconsin zog.
1922 wurden in Chicago und einem kleinen Ort in England zeitgleich zwei mobile Radios in Fahrzeuge eingebaut. In der amerikanischen Stadt wurde dafür ein Ford Modell T und in England ein Daimler ausgewählt.
1927 brachte das Unternehmen Storage Battery Co. unter dem Namen „Philco Transitone“ erstmals eine Serie an Autoradios auf den Markt und machte sie damit für die breite Masse zugänglich.
Nur wenige Jahre später schaffte das Erfolgsmodell seinen Durchbruch und wurde zum internationalen Erfolg.
Welche Unternehmen waren an der Entwicklung beteiligt?
Das erste Modell, das 1927 von der Firma Storage Batters Co. auf den Markt gebracht wurde, wurde von Chevrolet und damals ausschließlich in den USA als Zubehör angeboten.
Das Unternehmen Calvin Manufacturing Corporation (GMC), benannt nach dem Erfinder und heute bekannt unter de Namen Motorola, entwickelte nur drei Jahre später das erste kommerziell erfolgreiche Autoradio weltweit. Hauptsächlich am Entwicklungsprozess dieses Modells beteiligt waren William P. Lear und Elmer Wavering.
Mit einem Preis zwischen 110 und 130 US-Dollar war es für damalige Verhältnisse allerdings alles andere als erschwinglich, weswegen der Verkaufserfolg noch mehr für das Produkt sprach.
Wie die meisten Prototypen war das Gerät mit über 15 Kilo noch relativ schwer und unhandlich, weswegen es den Namen „Motorola“, eine Wortschöpfung aus „Motor“ und „ola“, was so viel bedeutet wie Schall oder Welle, bekam.
Welche Funktionen hatte das erste Autoradio?
Das welterste mobile Radio fürs Auto bestand aus fünf Glaskolbenröhren und konnte ausschließlich Sender auf Mittel- und Langwelle empfangen. Es war außerdem so groß, dass es nicht ins Armaturenbrett passte. Die Antenne wurde entweder am Dach befestigt, wobei dieses häufig aus einfachem Stoff bestand, oder unter Türtrittbrettern aus Holz verlegt.
An moderne Features wie MP3-, DVD-Player oder Navigationssystem war natürlich auch noch nicht zu denken.
Wie haben sich Autoradios seitdem weiterentwickelt?
1932 stellte die „Berliner Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG“, die heute unter dem Namen Blaupunkt bekannt ist, auf der neunten „Großen Deutschen Funk-Ausstellung Berlin sowie auf der „Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung“ das erste in Europa entwickelte Autoradio vor. Die Hersteller gaben ihm den Namen „Autosuper AS 5“.
Nur wenige Jahre nach der Markteinführung konzentrierten sich Ingenieure und Techniker vor allem darauf, das Autoradio zu verkleinern. Trotz aller Bemühungen gelang es allerdings erst 1949 das Radio so zu komprimieren, dass es im Armaturenbrett integriert werden konnte.
Nur zwei Jahre später entwickelte der deutsche Hersteller „Becker“ ein Autoradio mit Stationstasten und der Möglichkeiten, auch Sender auf Kurzwelle zu empfangen. Aus dieser Entwicklung heraus begann eine langjährige Geschäftsbeziehung zwischen den Firmen Becker und Daimler-Benz.
1952 brachte Blaupunkt schließlich das erste Autoradio auf den Markt, das Ultrakurzwellen-Sender (UKW) empfangen konnte.
Nur ein Jahr später folgte die Funktion des Sendersuchlaufs. Zu diesem Zeitpunkt hatten schon 40 Prozent aller Autos auf dem deutschen Markt standardmäßig ein Autoradio eingebaut.
Durch den Aufschwung der Wirtschaftswunderzeit steigerte sich der Boom rund ums Autoradio sogar noch weiter.
1958 wurde ein herausziehbare Radio mit Batteriebetrieb vorgestellt, das man bei Ausflügen zum Strand, Wanderungen oder Ähnlichem bequem mitnehmen konnte.
Bald darauf präsentierte die Firma Philips einen Plattenspieler für unterwegs, um dem Wunsch nach eigener Musikgestaltung im Auto nachzukommen. Diese Idee gilt bis heute als Vorbild für Fahrzeuge mit CD-Player.
Ende der 60er-Jahre folgten schließlich mobile Radios mit Kassettenlaufwerk und die ersten Stereoradios.
1974 kam erstmals das Autofahrer-Rundfunk-Informationssystem zum Einsatz. Dieses Programm ermöglichte die automatische Erkennung von Verkehrsmeldungen im Autoradio, was diesbezüglich einen großen Schritt nach vorne bedeutete.
In den 80er-Jahren erschienen die ersten Auto-CD-Player und die Markierung von Sendern wurde durch das Radio Daten System (RDS) ermöglicht. Schon damals war einer der fundamentalen Grundgedanke dabei, die Erreichbarkeit für wichtige Verkehrsdurchsagen zu erleichtern.
Weil die Diebstahlgefahr der Geräte durch die immer moderneren Funktionen allerdings weiter und weiter anstieg, wurde es selbstverständlich, das Radio ins Restaurant, zu Freunden oder in Cafés mitzunehmen. Weil das auf Dauer allerdings relativ unpraktisch war, entwickelte die Industrie bald eigene Sicherungscodes.
1983 wurden CD-Spieler anstatt Platten- oder Kassettenlaufwerken in die Radios integriert und es wurden automatisch diejenigen Sender mit dem besten Empfang ausgewählt.
Mitte der 90er-Jahre gelang es erstmals, Radio und Navigation miteinander zu verbinden. Das Unternehmen Blaupunkt stellte mit einem Modell namens „Berlin“ das erste Radio mit videofähigem Bildschirm, Navigation und Schnittstelle zu Telefon und CD-Player vor.
2001 stellte Blaupunkt ein Autoradio vor, das über eine MP3-Decode Funktion verfügte. Zwei Jahre später konnten die empfangenen Programme dann auch aufgezeichnet werden.
2006 brachte Sony ein Autoradio mit einer 1 Gigabyte großen Speicherkarte heraus. Es konnte außerdem über USB mit einem PC verbunden werden, um direkt MP3-Musikdateien zu kopieren.
Heute werden mobile Radios mit immer mehr Funktionen des Autos verlinkt, weswegen sie meistens direkt in das jeweilige Fahrzeug integriert, und von den Fahrzeugherstellern selbst vermarktet werden. Sogenannte Nachrüstradios passen aufgrund der individuellen Maße und Features oft kaum noch in das dafür vorgesehene Armaturenbrett.
Quellen:
https://www.kaufberater.io/auto-motor/auto-elektronik/autoradio/
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